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Eine stachelige Angelegenheit

Unter einem Vordach im Garten, gut belüftet und vor Regen geschützt, lagern wir einige Ballen Heu und Stroh für die Ziegen. Dieses liegt auf einem Gitterrost, das an den Ecken auf 12 cm hohen Steinen aufliegt. Darunter hat sich vor Jahren ein Igel ein kuscheliges Plätzchen geschaffen.

Irgendwie muss es sich in Igelkreisen herumgesprochen haben, dass es hier immer etwas Gutes auf die Gabel gibt, denn im Herbst 2003 fanden sich drei weitere kleine Igel ein.

Da der Winter vor der Tür stand, die Neuankömmlinge gerade mal um die 300 Gramm wogen, war natürlich eine Igelmast angesagt, denn zum Überleben sollten Igel mindestens 600 bis 800 Gramm wiegen. Das Beste in solchen Fällen sind Mahlzeiten aus Hähnchen und Hunde-Flocken. Dieses Gemisch stinkt fürchterlich beim Kochen, hat jedoch gegenüber Katzenfutter bei gleicher Menge den doppelten Nährwert und verhindert den bei Verfütterung von Katzenfutter vorkommenden Durchfall.

Zusätzlich war eine eingehende Untersuchung in der örtlichen Igelstation notwendig. Hier werden von netten Tierschützern Zecken entfernt und die Patienten bekommen eine Spritze gegen was auch immer. Leider stellte man dort auch fest, dass unsere Kleinen von Würmern befallen waren. Zur Behandlung gab es ein Pulver, dass in die Mahlzeiten gemischt werden musste. In den folgenden Wochen fuhren wir dann ca. ein halbes Dutzend mal zur Nachuntersuchung zur 15 km entfernten Igelstation.

Durch das gute und reichliche Essen und die erstklassige medizinische Versorgung hatten wir dann schließlich im Dezember drei gesunde und ca. 800 Gramm schwere Mitbewohner, die nun endlich unser Wohnzimmer verlassen konnten und in den Schuppen einziehen durften. Hier standen schon für jeden Igel ausreichend große Pappkartons zur Überwinterung bereit.

Im April war es dann soweit: Die immer wärmer werdenden Tage bewegten die schlafende Horde dazu, den Winterschlaf zu beenden. Alle hatten die tatenlose Zeit hervorragend überstanden und sie machten sich daran, die verbrauchten Kalorien zu ersetzen.

Doch was war das? Durch die auf der Terrasse aufgestellten Leckereien wurde ein noch relativ kleiner Neuling angelockt. Zu unserem Schrecken war er über und über mit Zecken bespickt. Also besorgten wir eine Zeckenzange und begannen mit der "Operation". In einer ersten Sitzung entfernten wir genau 25 dieser lästigen Schmarotzer. Danach war nicht nur der Igel schlapp, sondern meine Hand zeigte erste Ermüdungserscheinungen, musste sie doch verhindern, dass der Patient sich einigelt. Am nächsten Tag hat dann eine nette Mitarbeiterin der Igelstation, die wir Zuhause erreichen konnten, weitere 20 Zecken entfernt. Dabei habe ich gelernt, wie man auch ohne Kampf an alle Körperstellen eines Igels kommt. Die restlichen Zecken, die zur Entfernung noch zu klein waren, wurden eingesprüht. Dies sollten sie nach Aussage der freundlichen Fachfrau nicht überleben.

Hier kann man schön sehen, dass die Zecken sich auch direkt ans Auge und sogar in die Ohren setzen. Bei dem Anblick kann man sich ausmalen, wie die wehrlosen Igel darunter zu leiden haben.

Die ersten 25 Zecken haben wir, wie schon im Vorjahr in der Igelstation gesehen, einfach in ein mit Wasser gefülltes Glas geworfen. Am nächsten Tag, die Zecken befanden sich die ganze Zeit unter der Wasseroberfläche auf dem Grund des Wasserglases, legten wir die Biester zum Fototermin auf ein Blatt Papier. Nach einigen Stunden bemerkten wir, dass die Totgeglaubten recht "untot" waren. Zehn von ihnen hatten sich schon aus dem Staub gemacht und der Rest krabbelte lustig umher. Heute weilen sie allerdings nicht mehr unter den Lebenden.

Die Igel haben sich bis heute nicht von uns getrennt, den warum sollten sie auch verschwinden wenn es ihnen hier gut geht. Der "Dicke", das ist der, der schon seit Jahren bei uns wohnt, wiegt übrigens schon 1320 Gramm, wie die letzte Messung im Mai 2004 ergab, und erfreut sich bester Gesundheit.

Mit etwas Glück stellt sich vielleicht ja mal Nachwuchs ein, dann wird diese Story sicherlich auch fortgesetzt.